Der Brunnen mit dem Schöpfeimer ist ein hocherotischer Ort. Begegnungsort der Geschlechter ist der Brunnen. Am Brunnen findet Elieser Rebekka, Jakob trifft Rahel, Mose begegnet Zippora. Der Brunnen ist Begegnungsstätte, Nachrichtenbörse aber auch Wirtschaftsfaktor. Hier wird die knappe Ressource "Wasser" verwaltet.

Jakob, auf der Flucht vor seinem Bruder und der Vergangenheit, wandte sich nach Osten, sah um sich, und siehe, da war ein Brunnen auf dem Feld.,und drei Herden Schafe lagen dabei, denn von dem Brunnen pflegten sie die Herden zu tränken. Und ein großer Stein lag vor dem Loch des Brunnens. So groß war er wohl, daß ein Einzelner ihn nicht heben, nicht verschieben oder wegrollen konnte. Erst wenn alle Herden eingetroffen sind, können die Hirten gemeinsam den großen Stein wegrollen, um an das Wasser, die Quelle des Lebens und Wohlstands zu gelangen. Nur so ist gewährleistet, daß die knappe Ressource Wasser gerecht verteilt wird. Und alle sind zufrieden mit diesem sorgfältig austarierten Verfahren.

Und dann kommt Jakob, der Flüchtling, dazu, erkundigt sich nach Menschen und Familie, die Rede kommt auf Laban – ja, den kennen die Hirten. Und siehe, da kommt seine Tochter Rahel mit den Schafen zu dem Brunnen mit dem großen Stein, den keiner alleine wegwälzen kann. Aber mit den Riesenkräften Jakobs hat keiner gerechnet. In Bethel hatte der einsame Mann auf der Flucht alleine einen Stein aufgerichtet zum Steinmal und Denk-Mal, daß hier die "Pforte des Himmel ist" und später, bei seiner Heimkehr ins Land der Väter, wird er - wieder einsam – gar mit Gott ringen eine ganze lange Nacht hindurch bis die Sonne aufgeht. Dieser Jakob tritt hinzu, wälzt allein den großen Stein vom Loch des Brunnens und tränkt die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter. Und er küßte Rahel und weinte laut – so schnell kann das manchmal am Brunnen gehen, wenn ein so starker junger Mann und eine junge Frau - schön von Gestalt und Angesicht – zusammentreffen. Da lief Rahel nach Hause und sagte es ihrem Vater.

Wie so viele Regeln des Zusammenlebens hat Jakob auch die Regeln am Brunnen durcheinandergebracht. Nicht warten können war immer ein Merkmal seines Lebens, wo er ist, da werden Letzte zu Ersten, da werden Konkurrenten, die weniger gewitzt sind, gnadenlos beiseite gedrängt – und all das geschieht auch noch unter dem Segen Gottes.

Auch und gerade unter dem Segen muß Jakob schwere Wege gehen: Vierzehn Jahre dient er um Rahel. Während die von Jakob ungeliebte Lea durch Gottes Barmherzigkeit ein Kind nach dem anderen gebiert, ist Rahel unfruchtbar.

Manche wichtigen Zugänge sind verschlossen – zum Teil mit großen Steinen. Wer wälzt die Steine, wer wälzt den Stein weg? Nicht immer ist ein Starker wie Jakob in der Nähe. Viel später stehen drei Frauen vor dem Problem: Wer wälzt uns den Stein weg – von des Grabes Tür ?. Alleine können sie es nicht schaffen, denn der Stein war sehr groß weiß Makus zu berichten. Ein Engel kommt vom Himmel und macht den Weg frei zum Anführer des Lebens und setzt sich auf den Stein, erzählt uns Matthäus. Steine auf denen Engel sitzen, verlieren an Schwere – selbst wenn sie sehr groß sind. – Ob auf dem Stein vor dem Loch des Brunnens vielleicht auch ein Engel saß?

Machen Sie eigene Entdeckungen und sich selbst eine Freude, indem Sie bitte nachlesen: 1. Mose 29