Gottes Brünnlein hat Wasser die Fülle! Psalm 65,10

 

Das ist unsere Zuversicht und Stärke: Der "Brunnen unerschöpfter Güt" versiegt nicht! Wir vertrauen darauf, daß er unsere dürre Lebensau immer wieder auf‘s Neue feuchtet, daß er auch dort Wachstum und Gedeihen gibt, wo bei manchen so viel Dornen und Disteln wachsen. Du erhörst Gebete; darum kommt alles Fleisch zu dir

 

Das ist unser Bekenntnis. Aber kann das Brünnlein Gottes wirklich Menschen laben und erquicken? Ist es ein Ort der Ruhe, der Stille, der Geborgenheit, wie das Wort "Brünnlein" suggeriert? Es könnte ja sein, daß die Rede vom "Brünnlein" die Probleme ausklammert, die es rund um das "Brünnlein" gibt.

 

Es ist gut und hilfreich, auch den anderen Psalm heranzuziehen, in dem auch von den "Brünnlein" die Rede ist: Psalm 46. Da heißt es im 5. Vers: Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. "Dennoch!" steht da. Und bei "dennoch" gilt es immer achtzugeben. Da werden meistens zwei Wirklichkeiten, zwei Erfahrungen einander gegenübergestellt: wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen -wir verstehen diese Ängste sehr gut, wir könnten dem noch viele Schreckensszenarien unserer Tage hinzufügen – so soll die Stadt Gottes dennoch fein lustig bleiben, sagt der Beter des 46 Psalms.

 

Und der Beter des 65. Psalms greift die Hoffnung des ersten Beters auf und stärkt ihm – gleichsam im Dialog mit ihm - den Rücken und das Vertrauen: jawohl, da ist viel Brausen und Wogen und Wallen und Ungestüm und Wüten und Untergehen und Tod, bestätigt er. Aber – so fügt er im Aufblick zu Gott hinzu - der DU die Berge festsetztest in deiner Kraft und gerüstet bist mit Macht, DU stillst das Brausen des Meeres, das Brausen seiner Wellen und das Toben der Völker!

So sind Menschen – dennoch - geborgen mitten in all dem Aufruhr. Sie leben von dem Vertrauen und der Zuversicht: Gott ist unser Heil, er ist gerüstet mit Macht. Und sie machen immer mal wieder die Erfahrung, daß da einer war und ist, der vollmächtig in alles Gewoge und Getöse ruft: "Schweig und verstumme!" - und dann ward eine große Stille.

 

Das sind die Erfahrungsräume, die sich im Umkreis der Brünnlein auftun: Das Brünnlein Gottes und die Brünnlein in seiner Stadt reichen in Tiefen, die unserem Zugriff entzogen sind. Wir können manchmal nur verwundert feststellen: da ist dennoch und trotz allem "Wasser" und zwar "die Fülle", da, wo ich nur Wüste sah und erlebte, da ist Stille und Geborgenheit; wo ich nur Chaos erlebte, als Missetat und Sünde drückte, war da die Erfahrung von Vergebung; als Furcht sich breit machte und Angst das Leben überschwemmte, als alles zu wanken begann – auch da bewährt sich Gott als Zuversicht und Stärke, als eine Hilfe in den großen Nöten, die uns betroffen haben.

 

Die beängstigenden Aspekte unseres Lebens sind nicht auszublenden, dafür bedrängen sie uns viel zu sehr. Und doch sind sie nur die eine Seite unseres Lebens! Die andere Seite erleben wir an dem Brünnlein Gottes: daß wir dennoch und trotz allem reichen Trost haben von seinem Haus, daß es eine wunderbare Gerechtigkeit gibt, daß ER fröhlich macht alles, was da lebt im Osten wie im Westen, daß die Lebensauen dick mit Korn stehen, daß da einer Bogen zerbricht und Spieße zerschlägt, daß Gott hilft früh am Morgen, daß der Herr Zebaoth mit uns ist, daß wir stille sein dürfen, weil wir erkennen, daß der Herr Gott ist. So hat Gottes Brünnlein Wasser die Fülle!

 

Darum hört man manchmal heute schon am Brünnlein Gottes ein – verhaltenes – Jauchzen und Singen weil, Gott selber da ganz nahe ist.

 

Machen Sie eigene Entdeckungen und sich selbst eine Freude, indem sie bitte nachlesen: Psalm 65 und Psalm 46